Der Bischof Nikolaus lebte um 300 n. Chr. in der asiatischen Stadt Myra und hat sich als Freund der Kinder und Armen einen Namen gemacht. Noch heute erzählt man dort die Geschichte: "Jedes Jahr, am Morgen des 6. Dezember, fanden die Ärmsten Äpfel, Nüsse und auch Spielzeug für die Kinder vor ihren Türen". Keiner wusste wer der Spender war. Es vergingen wohl viele Jahre bis das Rätsel gelöst war. Der 6. Dezember war nämlich der Geburtstag des Bischofs Nikolaus.
St. Nikolaus
Am Vorabend des 6. Dezembers, dem Nikolaustag, besucht bei uns in Gransdorf der Nikolaus die Kinder, um ihnen kleine Geschenke zu überreichen. Der Nikolaus kommt immer kurz nach Einbruch der Dunkelheit ins Dorf und hat die Bischofstracht an, mit einem weißen Bart, Mitra und Bischofsstab und ein dickes Buch unter dem Arm. In dem Buch sind alle guten und weniger guten Taten der Kinder aufgeschrieben. In früheren Zeiten kam der Nikolaus mit dem Hans Muff, auch Beelzebub genannt, der eine Rute, eine Kette und einen großen Sack bei sich trug. Beide kamen mit einem Esel aus der Ferne, so hat man es uns erzählt.
Früher hatten wir noch Landwirtschaft. Als Kind habe ich an dem Abend beim Füttern der Kühe ein Eimerchen mit gemahlenen Runkelrüben, Hafer und Heu für den Esel vom Nikolaus bereitgestellt, denn der Esel hatte ja einen langen Weg hinter sich und hatte großen Hunger.
Als dann der Nikolaus und der Hans-Muffs mit Kettengerassel ins Haus kam, wurden beide im Flur schon von der Mutter empfangen. Dem Nikolaus wurde meistens ein Zettel überreicht, den er ins Buch legte, was wir Kinder nicht wussten. Dann kam er in die "Gute Stube", wo die ganze Familie bereits versammelt war. Der Hans-Muff blieb in der Türnische auf dem Boden auf allen Vieren sitzen und wartete. Er war dunkel gekleidet und das Gesicht und die Armen waren schwarz. Den mitgebrachten Sack hatte er auf dem Rücken oder unter dem Arm geklemmt. Er rasselt immer mit der Kette und schlug mit der Rute auf den Boden. Der Nikolaus gab uns Kindern die Hand und jedes Kind musste dabei ein kleines Gedicht aufsagen; er las dann aus dem dicken Buch die guten und schlechten Tugenden eines jeden Kindes vor. Anschließend überreichte er uns Kindern einen prall gefüllten Teller mit Äpfeln, Nüssen, Apfelsinen, getrockneten Birnen, Gebäck und Süßigkeiten.
Manchmal bekamen die Eltern auch noch eine Rute für das eine oder andere Kind. Der Hans-Muff drohte, einem nicht artigen Kind, es in den Sack zu stecken und es mitzunehmen, wovor wir Kinder große Angst hatten.